Zum Inhalt
Fakultät Raumplanung
F 05 - Over- und undertourism auf engstem Raum – der touristische status quo in den Dolomiten und die mögliche Entwicklung zu einem gesamtregionalen und nachhaltigen "normaltourism"?

F 05 - Over- und undertourism auf engstem Raum – der touristische status quo in den Dolomiten und die mögliche Entwicklung zu einem gesamtregionalen und nachhaltigen "normaltourism"?

Die Gebirgsgruppe der Dolomiten im Norden Italiens umfasst Teile der Provinzen Belluno (Region Venetien), Bozen-Südtirol und Trient (Region Trentino-Südtirol). Große Teile dieser „bleichen Berge“ sind seit 2009 von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt (Stiftung Dolomiten UNESCO 2021). Mit Gipfeln wie den Drei Zinnen, berühmten Skigebieten (z.B. im Verbund Dolomiti Superski) sowie altehrwürdigen Bergorten wie Cortina d’Ampezzo erfährt die Region zu jeder Jahreszeit eine hohe Aufmerksamkeit von Gästen aus aller Welt. Was die touristische Erschließung angeht, lässt sich jedoch eine deutliche Disparität insbesondere zwischen Bozen-Südtirol und Belluno ausmachen. Während sich in ersterer Provinz in den letzten Jahren und Jahrzehnten ein vielfältiges Angebot für Touristen aller Couleur entwickelt hat und es mancherorts Ansätze von overtourism mit all seinen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu erkennen gibt, ist die Provinz Belluno deutlich weniger entwickelt. Zwar gehören beide Provinzen zum Naturraum der Dolomiten, aber die Diskrepanz zwischen ihnen ist in vielen Bereichen deutlich zu erkennen (Vanzi 2019). Beispiele sind z.B. der ÖPNV und dessen Verknüpfung oder das Marketing im Internet. Die Tourismuskonzepte der beiden Regionen bestätigen diesen Eindruck (Eurac 2017a; Eurac 2017b). So liegt in Südtirol ein Fokus auf dem Management des drohenden overtourisms und damit verbunden auch der Verkehrsproblematik bzw. einem zukünftig nachhaltigen Tourismus (Eurac 2017a). In Belluno dagegen beschäftigt man sich unter anderem damit, wie eine Annäherung an Südtirol, das in einer SWOT-Analyse sowohl als Chance als auch als Bedrohung gesehen wird, sowie die Partizipation am dortigen Erfolg möglich ist (Eurac 2017b). Ein Hauptaugenmerk der Entwicklung von Belluno liegt zudem auf der Schaffung einer klaren Marktpositionierung, einer Erhöhung der Sichtbarkeit sowie einer stärkeren Medienpräsenz (ebda.). Jedoch finden sich auch in einer insgesamt touristisch stark entwickelten Region wie Südtirol teilweise hochprofessionelle Resorts und touristisches Brachland in unmittelbarer Nachbarschaft (Eurac 2017a). Ideen einer gesamtheitlichen Darstellung der Dolomiten gehen zwar bis in 1960er Jahre zurück. Bis auf die Kooperation Dolomiti Superski gab es hier aber keine Erfolge zu verkünden (Vanzi 2019).

Im Rahmen des geplanten F-Projekts werden zunächst Grundlagen zum Thema Tourismus bzw. Alpentourismus erarbeitet. Anschließend wird der touristische status quo in den Provinzen Bozen-Südtirol und Belluno erhoben. Hierbei sind neben allgemeinen Daten und Fakten (z.B. Demographie/Verkehr) auch POI-Analysen zum Thema Tourismus-Infrastruktur möglich (Unterkünfte, Auslastung, Aktivitäten, Sehenswürdigkeiten, Wanderwege, Segmente etc.) welche mittels GIS und statistischen Ansätzen analysiert werden können. Ein Hauptaugenmerk soll auch auf die existierenden Schutzgebiete und deren Einbeziehung in Konzepte und Visionen gelegt werden. Als Untersuchungsgebiet werden die benachbarten, in den Dolomiten gelegenen Gebiete Hochpustertal (Südtirol) und Cadore (Belluno) herangezogen.

Basierend auf der Erfassung des status quo im Bereich Tourismus, einer möglichen SWOT Analyse, der Verknüpfung bestehender Konzepte miteinander und der Anreicherung derselben durch eigene Erkenntnisse können Handlungsempfehlungen für eine bessere interregionale Zusammenarbeit als Ergebnis der Projektarbeit erarbeitet werden. Diese können sodann mit bestehenden Studien, Empfehlungen, Ansätzen und Konzepten in Kontext gesetzt werden.

Hinweise: Sofern möglich, ist eine Exkursion ins Untersuchungsgebiet vorgesehen um Ortsbegehungen zu absolvieren, Interviews zu führen oder Zählungen und Kartierungen vorzunehmen. Italienisch-Kenntnisse sind nicht notwendig, aber ggf. hilfreich.

Verantwortlich: Florian Klopfer, begleitend Dr. Dipl.-Ing. Wolfgang, Scholz