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Fakultät Raumplanung

A05 - Tiny Forest ganz groß! Wie Miniwälder zu einer klimaresilienten Stadtentwicklung im Ruhrgebiet beitragen können.

Projektgegenstand

Klimawandelauswirkungen wie Überschwemmungen, Hitzestress und Verlust der Artenvielfalt betreffen zunehmend städtische Gebiete. Die Schaffung lebenswerter und klimaresilienter Stadtgebiete, die das Wirtschaftswachstum fördern und gleichzeitig die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen der Bevölkerung verbessern, ist eine große Herausforderung. Miniwälder können dazu beitragen, diese Herausforderung zu meistern. Sie bringen die Vorteile eines Waldes – Menschen wieder mit der Natur in Verbindung zu bringen, die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern und naturreiche Lebensräume zur Unterstützung der städtischen Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen – mitten in unsere Städte und urbanen Räume.

Ursprünglich kommt die Idee der Tiny Forests aus Japan. Sie sind für kleine Flächen in dicht besiedelten Räumen gedacht. Die Miniwälder können zum Beispiel auf einer Verkehrsinsel oder neben einem Parkhaus angelegt werden. Die Umsetzung orientiert sich an einer effizienten Aufforstungsmethode, die vom japanischen Ökologen Dr. Akira Miyawaki entwickelt wurde. Aufgrund einer speziellen Bodenvorbereitung sowie dichter Pflanzung von Pflanzengemeinschaften, wächst ein Miniwald zehnmal schneller als ein konventioneller Wald. Da viele verschiedene heimische Baumarten gleichzeitig gepflanzt werden, behaupten sich vor allem die Baumarten, die mit dem Klima, dem Boden und den übrigen Bedingungen am besten zurechtkommen, sodass der Miniwald von allein wächst und nur in der Anfangsphase Pflege benötigt. Miyawaki-Forstprojekte können von Einzelpersonen oder Unternehmen selbst finanziert und völlig unabhängig durchgeführt werden. Miniwald-Projekte können aber auch das Ergebnis der Zusammenarbeit verschiedener Akteure sein. Unternehmen, Verbände, Kommunen und Bürger*innen können im Rahmen des Projekts gemeinsam an verschiedenen Aktionen beteiligt sein. So kann durch ein Miniwald-Projekt ein lokaler und vor allem partizipativer Beitrag zu den oben genannten Herausforderungen geleistet werden.

In Europa gibt es mittlerweile zahlreiche solcher Miniwälder. Viele Bürgerinitiativen und Unternehmen, die Projekte anstoßen und mit kommunalen Vertretern umsetzen, sind vor allem in England, Niederlanden, Belgien und Frankreich zu finden. Der erste Miniwald Deutschlands wurde im März 2020 in der brandenburgischen Uckermark von zwei Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde gepflanzt. Auf einer Fläche von 800 Quadratmetern sorgen 33 Baum- und Straucharten für mehr Biodiversität. Der Miniwald in der Uckermark fungiert als Pilotprojekt: "Die große Idee dahinter ist natürlich, in Städte zu gehen und dort brachliegende Flächen zu ertüchtigen und dort mikroklimatische Veränderungen herbeizuführen, Lebensqualität zu verändern, Feinstäube zu absorbieren.“ (vgl. Delonge 2020). Diese Idee treibt auch eine Bürgerinitiative `Tiny Forest Friends´ in Bochum an, auf einer ungenutzten Brachfläche, einem ehemaligen Betriebshofgelände, im Wattenscheider Stadtgarten soll ein Miniwald gepflanzt werden (vgl. Agildere 2021). Die Stadt Bochum hat den Antrag im Frühjahr 2021 geprüft und der Verwaltung zur Abstimmung vorgelegt. Sollte die Idee in Bochum-Wattenscheid umgesetzt werden, wäre das im Ruhrgebiet der erste Tiny Forest.

Vor diesem Hintergrund wird sich die Projektgruppe A05 mit den Rahmenbedingungen sowie Erfolgskriterien für Miniwald-Projekte als Beitrag zu einer klimaresilienten Stadtentwicklung beschäftigen. Im ersten Semester sollen zunächst theoretische Grundlagen zu Miniwäldern, ihren Funktionen und ihrem Beitrag für klimaresiliente und lebenswerte Stadtquartiere erarbeitet werden. Aufbauend darauf sollen mittels einer umfassenden Recherche bzw. Sammlung von Best Practice Beispielen im In- und Ausland sowie Interviews mit Projektteilnehmer*innen und Akteuren aus Wirtschaft und Kommunen Rahmenbedingungen und Erfolgskriterien für Miniwald-Projekte herausgearbeitet werden. Im zweiten Teil des Projektjahres können planerische Empfehlungen und Konzepte entwickelt sowie eine Potenzialflächenanalyse durchgeführt werden, um Miniwald-Projekte zu fördern. Als Untersuchungsraum bietet sich das Ruhrgebiet an, ein Fokus auf Bochum oder Essen ist hierbei auch möglich. Eine enge Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative `Tiny Forest Friends´ in Bochum-Wattenscheid ist angedacht.

 

Delonge, Susanne 2020: W wie WISSEN. Miniwald für Klima und Natur: Deshalb sind auch kleine Wälder wichtig! Abgerufen von www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/wald-160.html (zuletzt aktualisiert am 28.09.2020, zugegriffen am 08.06.2021)

Agildere, Özlem 2021: Tiny Forest Friends. Abgerufen von tiny-forest-friends.de (zugegriffen am 08.06.2021)

 

Leistungsnachweis

Prüfung: Modulprüfung (unbenotet), 3 Stu­di­en­leis­tun­gen (unbenotet)

Prüfungsform: Abschlussbericht inkl. Disputation

Studienleistungen: (A) Exposé; (B) Zwischenbericht; (C) Zwischenpräsentation, Plakat und Abstract im Rahmen des Projektmarktes

 

Veranstaltungsnummer: 0910205
Studienfach: B.Sc. 1.-2. Semester
Art: Projekt
Semester: WiSe 2021/22 bis SoSe 2022
Umfang: 8 SWS / 10 Credits
Zielgruppe: B.Sc. 1.-2. Semester
Verantwortlich: Antonia Pfeiffer