Zum Inhalt
Fakultät Raumplanung

Die Einbindung von Unternehmen in die Kulturlandschaftsgestaltung – Eine Fallstudie im Mittleren Saaletal um Jena

Auf europäischer und bundesdeutscher Ebene erfuhr die Aufgabe der Gestaltung von Kulturlandschaften neben deren Schutz in den letzten Jahren zunehmend politische Aufmerksamkeit. Die Bewältigung der Aufgabe auf regionaler und kommunaler Ebene erfordert neben formellen Instrumenten der gesamträumlichen Planung und von Fachplanungen neue informelle, kooperative Ansätze. Die Möglichkeiten von Kooperationen im kulturlandschaftlichen Bereich zwischen administrativen Akteuren und Unternehmen stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit.

Das Ziel der Arbeit ist die Erforschung des Interesses von Unternehmen an der sie umgebenden Kulturlandschaft und der Ansprüche, unter denen sich Unternehmen eine Einbindung durch administrative Akteure bei der Gestaltung von Kulturlandschaften vorstellen können. Zur Erforschung wurden Experteninterviews und eine Unternehmensbefragung im Untersuchungsgebiet ‚Mittleres Saaletal um Jena’ durchgeführt, da dort im Rahmen eines interkommunalen Kulturlandschaftsprojektes versuchte wurde neben Unternehmen der Freizeit- und Tourismusbranche für die Kulturlandschaftsgestaltung ‚untypische’ Unternehmen, wie der Hochtechnologiebranche, einzubeziehen.

Ein Ergebnis der Arbeit ist, dass ein Potential zur intensiveren Einbindung von Unternehmen als Akteure in die Gestaltung von Kulturlandschaften besteht. Gleichwohl äußerten die Unternehmen diverse Bedingungen, unter denen ihnen eine Beteiligung möglich erscheint. Neben der erforderlichen thematischen Nähe von gemeinsamen Projekten zum jeweiligen Unternehmen werden Vorteile für das Unternehmen z. B. Vorzüge für Mitarbeiter, Kunden oder Liegenschaften, erwartet. Des Weiteren beeinflusst der situative Kontext bezüglich der Wirtschaftslage und der Einbindung in andere Engagementbereiche die Unternehmen in ihrer Entscheidung für oder gegen eine Einbindung in eine administrativ initiierte Kulturlandschaftsgestaltung; teilweise erwarten die Unternehmen eine Koordinierungsverantwortung bei administrativen Stellen. Basierend auf der explorativen Studie wurden vier Unternehmenstypen gebildet, die sich in der Ausprägung ihres Interesses und ihrer bevorzugten Beteiligungsform unterscheiden. Abgesehen von Unternehmen, die sich auf ihre Geschäftstätigkeit konzentrieren und kein Interesse an der sie umgebenden Kulturlandschaft zeigen, konnten drei Typen mit einem Interesse identifiziert werden. Letztere unterscheiden sich hinsichtlich ihrer eigenständigen Engagementbereitschaft bzw. ihrer Bereitschaft, sich an einer administrativ initiierten Kulturlandschaftsgestaltung zu beteiligen. Relevant für die Einbindung seitens der administrativen Stellen sind einerseits solche Unternehmen, die bereit sind, eigene Ideen in Konzepterstellungen einzubringen und andererseits Unter¬nehmen, die geneigt sind, Einzelmaßnahmen eines Gesamtkonzeptes umzusetzen.

Die ermittelten Ansprüche bezüglich der Einbindungsvorstellungen der Unternehmen und die gebildeten Unternehmenstypen liefern für administrative Stellen der Untersuchungsregion einige Hinweise, wie Unternehmen zu einer kooperativen Gestaltung der Kulturlandschaft im ‚Mittleren Saaletal um Jena’ motiviert werden können und münden in Empfehlungen für beide Seiten.

Bearbeitung:
Anja Müller

Gutachter:
Michael Roth (LLP)
Dr. Achim Prossek (RLP)

Abgabe:
30. November 2009

Publikationen:
Müller, A. & Roth, M. (2010): Unternehmen für die Kulturlandschaft gewinnen - Ergebnisse einer Fallstudie im Mittleren Saaletal um Jena. In: Stadt+Grün 9/2010: S. 42-48.

Müller, A. (2010): Die Einbindung von Unternehmen in die Kulturlandschaftsgestaltung. Eine Fallstudie im Mittleren Saaletal um Jena. Tönning: Der Andere Verlag GmbH. 160 S.